Seppy's Blog

Neulich habe ich mich ins Kino geschwindelt. Das ist ganz leicht, denn als Puppe bin ich so klein, dass mich kaum jemand bemerkt. Ich musste mir nämlich unbedingt den neuen Film „Barbie“ ansehen, weil gerade alle davon sprechen.

Da habe ich gesehen, Barbie ist viel kleiner als ich, doch sie ist so perfekt und schön mit ihren langen Beinen, ihrer Haarpracht, ihrem stets strahlenden Lächeln und ihrem ungeheuren Selbstbewusstsein. Ken, ihr Freund, spielt auch mit, und der ist wirklich ein fescher Kerl. Und er ist überzeugt davon, der Schönste, Beste und Unwiderstehlichste zu sein.

Merkwürdig, ich habe so was bei echten Menschen auch schon manchmal beobachtet, aber eher selten. Auf Ken war ich schon ein bisserl neidisch, denn ich bin ganz anders als er. Ich habe kurze Beine, eine breite Nase, abstehende Ohren und eine Strubbelfrisur. Ich gefalle mir selber nicht wirklich und beginne manchmal, an mir zu zweifeln. 

Aber wenn ich so überlege, mir sind diejenigen schon lieber, die nicht ganz so perfekt sind und vielleicht kleine Fehler oder Macken haben. Nicht nur Puppen, auch Menschen. Und von wegen Schönheit, mein bester Freund ist zum Beispiel ein Spielzeughase, der nur mehr ein Ohr hat. Ich habe mich schon so an ihn gewöhnt und wüsste gar nicht, wie er mit zwei Ohren aussehen könnte. Ich finde, er ist wunderbar so wie er ist und irgendwie geht ein Zauber von ihm aus.

Ich glaube ganz fest daran, dass man das, was man gern hat, einfach schön findet. Aber was ist eigentlich Schönheit wirklich?

„Schönheit ist der Hauch eines Zaubers, der in unseren Herzen erblüht“, würde unsere Omama ganz bestimmt sagen.

Euer Seppy

Text von Christa Koinig, erschienen im Kurier am 05.08.2023