Seppy's Blog

Oft vergesse ich darauf, meine Yoga-Übungen zu machen. Ich bin ohnehin nur eine Puppe, also brauch’ ich das nicht unbedingt, denk’ ich mir. Aber manchmal, da ist mir schon richtig danach, so wie erst kürzlich. Das Motto der Yoga-Stunde war “Öffne dein Herz”.

Aha, hab’ ich gedacht, da bin ich aber gespannt, wie das funktionieren soll. Ich hab’ mich also als Kobra verbogen, wie eine Taube verdreht und beim Kamel ganz heftig rückwärts gebeugt. Manchmal hat’s gezwickt und geknackst in den Gelenken oder im Kreuz und auch ein kleines bisserl weh getan. Und echt komisch hat es auch ausgesehen, ich konnte mich ja im großen Spiegel selber beobachten. Doch nachher ist es mir richtig gut gegangen. Ich hatte ein wohlig warmes Gefühl, nämlich dort, wo bei Menschen das Herz ist. Ich hab’ mich rundherum glücklich gefühlt und war bereit, alles um mich herum willkommen zu heißen. Und ich wusste, selbst wenn ich nur eine Puppe bin, verdiene ich es, geliebt zu werden. Ich kann diese Liebe weiter geben, denn sie kommt aus meinem Herzen.

Und was ich mir noch gemerkt habe: Wir können unser Herz mit jeder kleinen alltäglichen Geste öffnen. Wenn wir das tun, fällt es uns leichter, zu geben und zu empfangen. Wir müssen neugierig bleiben und offen für das, was den Tag über rund um uns herum passiert.

Das schenkt neue liebevolle Erfahrungen mit uns selbst und mit anderen Wesen, mit der Natur, mit der ganzen Welt.  

Doch bevor es jetzt zu kitschig wird, sag’ ich euch, öffnet eure Herzen und gebt die Liebe weiter. Und auch wenn’s manchmal zwickt oder knackst, es tut ganz sicher nicht weh.

Euer Seppy

Text von Christa Koinig, erschienen im Kurier am 19.03.2023