Seppy's Blog

Geschichten von Christa Koinig - erscheinen jeden Sonntag im Kurier
06.02.2022

Ich nehme mir vor, glücklich zu sein

Es heißt, alles läuft schief, wenn man in der Früh mit dem falschen Fuß aufsteht. Das Gefühl kenn’ ich nur zu gut, ich bin dann den ganzen Tag lang grantig und nichts mag mir so recht gelingen. So wie neulich.

Angefangen hat es damit, dass ich mir den Kakao auf meine Hose geschüttet hab’, und als ich das Häferl zur Abwasch bringen wollte, ist es mir hinunter gefallen und zerbrochen. Na bitte, wenn das so weiter geht, ist der ganze Tag verhunzt. Da hat mich Omama am Arm genommen, hat gelächelt und gesagt, „komm’ Seppy, gehen wir eine Runde spazieren!“. Eigentlich wollte ich bei diesem Wetter gar nicht raus gehen, denn es war ziemlich ungemütlich, es war windig und geregnet hat’s auch. Ich hab’ halt gedacht, ich mach’ Omama die Freude. Auf unserem Spazierweg war es ziemlich gatschig, und meine Schuhe waren bald voller Schlamm. Für mich war das sehr ärgerlich, aber Omama hat auf die Schuhe geschaut und nur gelächelt. Leider hat sie dabei einen Stein auf dem Weg übersehen. Sie ist gestolpert und hin gefallen. Ich hab’ Omama gleich aufgeholfen, ihr war nichts passiert, aber ihr schöner Mantel war ziemlich schmutzig.

Und was hat Omama gemacht? Sie hat gelächelt. Auch als wir heim gekommen sind und ich mit den gatschigen Schuhen den ganzen Vorzimmerteppich schmutzig gemacht hab’, hat Omama gelächelt. Dann hat sie ihren Mantel ausgezogen und gemeint, „ich warte, bis alles trocken ist, dann bürste ich den Schmutz einfach heraus.“ Das alles war für mich schon ein wenig eigenartig, und ich wollte auch wissen, warum Omama dauernd lächelt.

„Ich nehme mir jeden Morgen vor, glücklich zu sein. So einfach ist das.“

Euer Seppy

Text von Christa Koinig, erschienen im Kurier am 06.02.2022