Seppy's Blog

Ich muss wieder einmal betonen, dass ich nur eine Puppe bin, mich gibt es schon seit langer Zeit, und eigentlich bin ich gar nicht mehr so jung wie ich ausschaue. Als Puppe werd’ ich halt einfach nicht älter.

Hie und da brauch’ ich vielleicht einen neuen Anstrich im Gesicht oder neue Kleidung, und es kann schon mal vorkommen, dass ein Stückerl vom Ohr oder von der Nase abgebrochen ist, das wird dann fein säuberlich wieder repariert, und ich bin wieder der fesche Seppy. Mir macht es immer wieder Spaß, den frechen, lustigen und stets zu Streichen aufgelegten kleinen Kerl zu spielen, der ich in meinem Puppenherzen ja wirklich bin. Die Kinder lachen immer wieder, wenn ich die Begrüßung zum siebenten Mal vermurkse oder wenn ich partout nicht begreifen will, dass hinter mir der Drache steht und mir die lange Nase zeigt. Man könnte jetzt vielleicht glauben, dass ich mich daran gewöhnt habe, aber das ist gar nicht so.

Wisst ihr, was das Geheimnis dabei ist? Es kommen jedes Jahr neue Kinder zu mir. Und, obwohl sich die Seelen der Kinder in all den Jahren nicht verändert haben, ist doch jedes Kind anders und einzigartig. Und es ist immer wieder so schön zu sehen, wie sie lachen und ihre Augen vor Freude strahlen.

Ich möchte ja nicht angeben, aber ich glaub’, ich kenn’ fast alle Kinder in unserer Stadt. Und manchmal erzählt mir eine Mama oder ein Opa, dass sie mich selber gesehen haben, als sie noch Kinder waren. Da komm’ ich mir dann halt schon ein bisserl alt vor. Aber mein Puppenherz ist trotzdem für immer jung.

Wie würde Omama jetzt sagen? „Wer im Herzen jung geblieben ist, hat dem Alter ein Schnippchen geschlagen.“

Euer Seppy

Text von Christa Koinig, erschienen im Kurier am 16.07.2023