Unsere Omama sagt oft, dass in der Natur alles seinen Sinn hat und dass jedes einzelne Wesen eine besondere Aufgabe erfüllen muss. Bienen sind da, um Blüten zu bestäuben, damit diese Samen bilden können. Der Wind hat die Aufgabe, die Samen zu verstreuen, damit auch wo anders Blumen wachsen.
Regenwürmer sollen den Erdboden auflockern, weil dann das Wasser des Regens besser eindringen kann. Der wiederum hat die Aufgabe, die Erde mit Wasser zu versorgen, damit alles wachsen und gedeihen kann. Manchmal übertreibt er es ziemlich, und es kommt zu Überschwemmungen. Aber das ist nicht alleine seine Schuld, sagt Omama. Menschen haben zu viel in die Natur eingegriffen, und da geht’s dann halt einigermaßen drunter und drüber.
Aber weil wir grad beim Regen sind, welche Aufgabe hat eigentlich der Regenbogen? Das wollte ich ganz genau wissen und hab’ mich auf die Suche begeben. Nach einem kräftigen Gewitter mit dunklen Wolken, grellen Blitzen und grollendem Gedonner hab’ ich ihn in der Ferne gesehen, einen bunt schillernden Regenbogen. Ich sag’ euch was, ich bin ganz schön weit gelaufen. Immer wieder hab’ ich gedacht, jetzt bin ich am Ziel, doch ich war meilenweit entfernt. Zum Glück hab’ ich den Regenbogen aber noch angetroffen, kurz bevor er wieder verschwinden wollte.
„Du möchtest wissen, was meine Aufgabe in der Natur ist? Meine Aufgabe ist es, den Menschen zu zeigen, dass keine Farbe für sich allein wichtig ist, sondern dass alle Farben der Welt ein wunderschönes Ganzes ergeben. Und was noch wichtiger ist, ich zeige der Welt, dass es nach dunklen und trüben Zeiten ein buntes Licht am Horizont gibt.“
Euer Seppy
Text von Christa Koinig, erschienen im Kurier am 31.07.2022