Seppy's Blog

Wenn ihr glaubt, dass bei uns immer Wonne und Grießschmarrn herrscht oder dass ständig alles in Butter ist, dann täuscht ihr euch gewaltig. Auch bei uns kracht es hie und da, dass die Fetzen fliegen. So wie neulich, da sind wir uns kräftig in die Haare geraten, Kasperl und ich.

Es war nämlich deswegen, weil alle Kekse aus der Speisekammer plötzlich weg waren. Kasperl hat gemeint, ich hätte sie gestibitzt. Ich wiederum hab’ geglaubt, Kasperl hätte sie aufgegessen. Normalerweise geht Omama dazwischen und schlichtet unsere Zankerei. Aber diesmal hatte sie keine Zeit, denn sie musste sich um unsere kranke Katze kümmern. Die lag nämlich nur mehr herum, wollte nichts fressen und hat  jämmerlich vor sich hin miaut. Also ist Omama mit ihr zum Tierarzt gefahren.

Etwas später kam Kasperl aus der Küche und hat sich mit einer Serviette den Mund abgewischt. „Ha! Ertappt!“, sagte ich, und er drauf „wobei ertappt?“. „Du hast gerade ein Keks gegessen!“. „Es sind doch gar keine Keks mehr da, eine Banane hab’ ich gegessen!“, fauchte Kasperl zurück und wollte gerade wieder wütend zur Tür hinaus gehen, als Omama zurück kam und recht zufrieden aussah. „Der Katze fehlt nichts. Sie hatte Bauchweh. Sie war es nämlich, die alle Keks aufschnabuliert hat.“

Aber dann hat sie unsere zornigen Gesichter gesehen und gleich gewusst, was los war. „Zankt euch doch nicht schon wieder. Versöhnt euch lieber!“ „Jaja, machen wir morgen,“ hab’ ich gesagt, bin aus dem Zimmer gegangen und hab’ hinter mit die Tür zugeknallt.

„Komm sofort zurück!“ hat Omama streng gerufen.

„Jetzt reicht euch die Hände! Und merkt euch eines: Man darf niemals im Streit auseinander gehen, wer weiß was morgen ist.“

Euer Seppy

Text von Christa Koinig, erschienen im Kurier am 12.12.2021