Seppy's Blog

Geschichten von Christa Koinig - erscheinen jeden Sonntag im Kurier
27.12.2020

Weihnachtsbaum

Weihnachten ist ein Fest der Freude, sagt Omama. Stimmt!
Wir haben heuer zum Beispiel selbst gebastelte Weihnachtskarten verschickt und alle haben zurückgeschrieben, dass sie sich darüber sehr gefreut haben. Aber jetzt erzähle ich euch, worüber wir uns ganz besonders freuen durften, passt auf!

Unser Christbaum war ja jedes Jahr ein im Topf gewachsenes kleines Tannenbäumchen, und das haben wir nach den Feiertagen dann immer ins Freie gepflanzt. So ist mit der Zeit ein kleiner Wald entstanden, unser Weihnachtswald. Heuer haben wir ausnahmsweise kein Bäumchen gekauft, einen Weihnachtsbaum hatten wir aber trotzdem.

Das kam so: Beim letzten heftigen Sturm ist vom Kirschbaum ein großer Ast abgebrochen. Omama hat ihn ins Haus geholt und in einen Eimer mit Wasser gestellt. Sie hat gesagt, das sind Barbarazweige, und ein alter Brauch sagt, wenn die zu Weihnachten blühen, trifft man vielleicht die Liebe des Lebens. Naja, wer’s glaubt, aber auf jeden Fall waren schon bald grüne Knospen und einzelne Blüten auf den Zweigen zu sehen.

Da hat Omama gemeint, „wie wäre es, wenn dieser alte Ast heuer unser Weihnachtsbaum wird? Ihr werdet sehen, zu Weihnachten wird er auf all seinen Zweigen weiße Blüten tragen. Und dazwischen könnt ihr noch bunte Glaskugeln und  ein paar Süßigkeiten hängen.“

Diesen Vorschlag fanden Kasperl und ich sehr gut. Aber dann hatten wir beide noch eine feine Idee. Eines der Bäumchen in unserem Weihnachtswald haben wir mit Glitzergirlanden geschmückt und Ringe und Kugeln mit Vogelfutter zwischen die Zweige gehängt.

Der knorrige alte Ast in der Stube ist jetzt voller Blüten, und er  freut sich bestimmt, dass er noch einmal blühen darf. Die Vogerl freuen sich, wenn sie die Überraschung im Tannenbäumchen finden, und wir freuen uns, dass wir beisammen sein können. Weihnachten ist wirklich ein Fest der Freude!

Aber – wie ist das jetzt mit der Liebe des Lebens? Hmmm ....

Euer Seppy

Text von Christa Koinig, erschienen im Kurier am 27.12.2020