Seppy's Blog

Geschichten von Christa Koinig - erscheinen jeden Sonntag im Kurier
01.12.2019

Spuren im Schnee 

Kasperl und ich haben im Stadel eine alte Holzkrippe gefunden, sie geputzt und repariert, und jetzt wollen wir sie in den Wald bringen, um die Tiere im Winter mit Futter zu versorgen. Das wär’ ja noch nichts Besonderes, aber – wie es bei uns halt ist – wieder einmal passiert was.

Wulliwu, der rosarote Teddy, ist verschwunden und wir müssen ihn suchen. Aber auch der Igel Kasimir ist von seinem Schlafplatz verschwunden, also eine Aufregung nach der anderen.  Und weil auch noch die Krähe Aurelia mitspielt, die immer alles durcheinander bringt, geht’s ziemlich turbulent zu. 

Aber vorher muss ich euch noch was anderes erzählen. Auf der Suche nach dem richtigen Platz für die Krippe sind Kasperl und ich in den Wald gegangen. Es hatte ganz frisch geschneit und noch keine einzige Spur war zu sehen. Dann haben wir in der Ferne eine passende Stelle entdeckt, direkt unter einem Baum. Gleich wollten wir dort hin laufen, und wir haben ausgemacht, wer die geradeste Spur hinterlässt, bekommt ein Vanillekipferl. Gewissenhaft, wie ich halt mal bin, hab ich sorgfältig einen Fuß möglichst gerade neben den anderen gesetzt und genau auf meine Spuren geachtet. Kasperl ist einfach drauf los gestapft. Beim Baum angekommen hab’ ich aber gesehen, dass ich eine Zickzacklinie hinterlassen hab’. Kasperls Spur hingegen war ganz gerade, gerader geht’s gar nicht. Der g’scheite Kasperl hat mir angesehen, dass ich das jetzt nicht verstehen konnte und hat zu mir gesagt „Schau Seppy, ich habe mich nur auf den Baum konzentriert, das war mein Zielpunkt, auf diesen bin ich zu gegangen. Du solltest nicht nur auf deine nächsten Schritte achten, sondern darfst dein Ziel nie aus den Augen verlieren.“ Und natürlich hat er das Vanillekipferl bekommen.

Euer Seppy

Text von Christa Koinig, erschienen im Kurier am 1.12.2019