Seppy's Blog

Geschichten von Christa Koinig - erscheinen jeden Sonntag im Kurier
22.11.2020

Nebel überall

Der Herbst ist schon eigenartig. Einerseits macht er die Blätter so bunt wie’s nur geht, andererseits schickt er den Nebel, der wieder alles grau zudeckt. Also wenn’s nebelig ist, geh’ ich nicht so gerne laufen, man sieht kaum was und die Luft ist irgendwie nass.

Und manchmal kommt noch dazu, dass die Nase rinnt.  Da bin ich immer froh wenn mich niemand sieht. Aber im Nebel sieht man sowieso nix. Nicht einmal die eigene Hand vor den Augen. Also die Hand wollte ich eh nicht sehen, aber den Stein hätte ich sehen sollen, der auf dem Weg gelegen ist. Über den bin ich nämlich gestolpert und – plumps! – lag ich auch schon am Boden. Die Hose war zerrissen und mein Knie aufgeschürft. Ich hätt’ mich ja gerne niedergesetzt, am besten auf eine Bank, aber da war nur eine Nebelbank. Und da kann man wirklich nicht sitzen. Ich hab’ mich dann aber wieder irgendwie hoch gerappelt und beschlossen, wieder zurückzulaufen, ein bisserl langsamer halt. Die Nebeldecke hat sich dann allmählich aufgelöst und ich bin nur mehr hie und da einer Schwade begegnet, einer Nebelschwade versteht sich. Irgendwie hat sich die ganze Nebelsuppe dann nach oben vertschüsst, als Hochnebel sozusagen, und endlich konnte ich wieder was sehen. Das erste was ich gesehen hab’, war ..... eine Nebelkrähe.

Nein! So viel Nebel auf einmal, das war mir einfach zu viel. Ich war froh, als ich daheim angekommen bin und hab’ mich echt gefreut, dass ich das ganze nebulose Zeugs hinter mir lassen konnte. Daheim hat es außerdem ganz wunderbar geduftet. Aber dieser Duft war neu für mich. Es war nämlich nicht der Geruch nach Keksen oder Kuchen, es war irgendwie ganz anders als sonst. Omama hat bemerkt, dass ich überrascht war und hat nur gemeint „Na, was sagst zu diesem Duft?“ Es roch wirklich sehr gut, aber was war das für ein Geruch? „Der kommt von meinem neuen Diffuser.“ Bitte was? „Ich hab eine Nebel-Duftlampe!“ hat Omama stolz erklärt. Irgendwie fühl’ ich mich jetzt ein bissl benebelt.

Euer Seppy

Text von Christa Koinig, erschienen im Kurier am 22.11.2020