Seppy's Blog

Überall kann man sie jetzt sehen in verschiedenen Farben und Formen, die Kürbisse. Omama sagt, dass es über achthundert Arten gibt und dass es eigentlich Beerenfrüchte sind.

Kürzlich bin ich bei einem Stand vorbei gegangen. Als ich überlegt habe, ob ich einen Kürbis kaufen soll, hab’ ich mich von einem dieser Kerle beobachtet gefühlt. Er war verschrumpelt und hatte mir dabei zugesehen, wie ich einen Kürbis nach dem anderen gemustert hab’.  Ich wollte ihn gerade nehmen, als er plötzlich zu sprechen begann. „Halt! Du darfst mich nur mitnehmen, wenn du was anderes aus mir machst.“

Was anderes? Unsere Omama könnte eine Suppe aus ihm machen, hab’ ich überlegt, aber dann hat er gesagt „ich möchte was Schönes sein und den Leuten gefallen.“ Also war das mit der Suppe keine gute Idee. „Ich könnte dir ein Gesicht aufmalen,“ hab’ ich vorgeschlagen. „Nein! ich mag’ diese Micky-Maus Augen nicht.“ Wählerisch ist er auch noch, dachte ich, dann ist mir noch was eingefallen. „Ich könnte dich aushöhlen und ein Gesicht schnitzen. Dann wärst du ein Gespenst.“  Der Kürbis hat kurz nachgedacht, wollte das dann aber auch nicht. Ich hab’ ihn dann doch mitgenommen. „Was für ein Hübscher Kürbis!“ hat Omama gerufen, ihn mit ein paar Herbstblättern geschmückt und auf die Fensterbank gelegt. Dort wird er nun bestaunt, genauso wie er ist, ein verschrumpelter Kürbis eben. Und dabei wollte er  ganz anders sein.

Omama hat nur gelacht und gemeint, „Seppy, geht’s uns nicht allen so? Möchten wir nicht alle manchmal anders sein als wir sind?“  

Stimmt, mir wär’s auch lieber, wenn meine Nase nicht so breit wäre oder wenn ich kleinere Ohren hätt’.

„Aber Seppy, du bist richtig so wie du bist, du bist wertvoll und einzigartig! Jeder von uns ist das. Jeden Einzelnen gibt’s nur einmal auf der ganzen Welt! Und darauf sollten wir stolz sein.“

Euer Seppy

Text von Christa Koinig, erschienen im Kurier am 03.10.2021