Seppy's Blog

Geschichten von Christa Koinig - erscheinen jeden Sonntag im Kurier
25.04.2021

Das Traummonsterle

Wir können immer noch nicht Theater spielen und langsam wird’s daheim schon ein bisserl fad. Besonders abends, da wissen wir nicht mehr so recht was wir tun sollen. Wir haben ferngesehen, musiziert, gesungen, gelesen, Witze erzählt oder von alten Zeiten gesprochen. Jetzt aber hatte unsere Omama wieder einmal eine grandiose Idee.

Jeder von uns muss ein möglichst kompliziertes Rätsel erfinden und die anderen sollen versuchen, die richtige Antwort zu erraten. Das ist ganz schön anstrengend, denn wir bemühen uns, dass das Rätsel recht schwer ist und freuen uns hämisch drüber, wenn jemand die Antwort nicht weiß. Mir passiert es leider immer öfter, dass ich die Antwort zwar irgendwie weiß, aber im Augenblick fällt sie mir nicht ein. Das ist mir sehr peinlich, und ich bin dann recht enttäuscht. Aber es wäre nicht unsere Omama, wenn sie nicht auch dazu einen Ratschlag hätte. Sie sagt  „Seppy, schlaf’ einfach drüber! Am nächsten Morgen weißt du die Antwort.“ Und tatsächlich, im Schlaf fällt mir meist die richtige Antwort ein. Omama sagt, das ist weil das Hirn beim Schlafen irgendwie quer herum denkt und die Dinge anders ordnet. Ich hab das ein paar Mal probiert, und stellt euch vor, in meinem Traum erscheint wirklich ein winzig kleines Monsterle und flüstert mir die richtige Antwort ins Ohr. Seit ich auf dieses Traummonsterle höre, kann ich fast jedes Rätsel lösen.

Das ist echt cool, klasse und voi supa he! Das solltet ihr auch mal ausprobieren. Wenn ihr nicht weiter wisst, dann schlaft einfach drüber!

Aber jemandem hat diese Idee nicht so gut gefallen, eigentlich gar nicht. Nämlich meiner Lehrerin. Sie hat es nämlich weder cool, klasse oder voi supa he gefunden, dass ich während der letzten Schularbeit meinen Kopf auf den Tisch gelegt hab’ und eingeschlafen bin.

Und auch das Traummonsterle war nicht da, es kommt nämlich wirklich nur, wenn man im eigenen Bettchen schläft.

Euer Seppy

Text von Christa Koinig, erschienen im Kurier am 25.04.2021