Seppy's Blog

Jetzt ist es eine Woche alt, das neue Jahr, und ich kann mich an meine vielen guten Vorsätze gar nicht mehr so genau erinnern. Nur daran, dass ich mir vorgenommen habe, mehr spazieren zu gehen. Ich sollte jetzt eigentlich auch raus gehen und mich bewegen, denn mir tut schon alles weh vom Herumlümmeln.

Es ist nämlich so: Zum Jahreswechsel überraschen wir uns gegenseitig mit einem kleinen Geschenk. Ich hab ein Puzzlespiel bekommen. Und zu meiner großen Überraschung sollte es ein Ebenbild von mir werden. Jetzt gerade sitze ich am Boden und versuche, die vielen Teilchen zusammenzufügen. Leider sind mir nämlich beim Auspacken ganz viele Puzzlestückchen hinuntergefallen und liegen überall verstreut herum. Das hat unserer Katze natürlich gefallen, und ich hab’ gerade noch gesehen, wie sie mit ein paar Stückerln irgendwo hin verschwunden ist. Jetzt versuche ich halt, mit viel Geduld und Schritt für Schritt mein Bild zusammenzusetzen. Aber ich weiß immer noch nicht, welche Teile mir noch fehlen.

Und während ich so vor mich hin sinniere, denke ich mir, dass dieses Puzzlespiel irgendwie wie im echten Leben ist. Manchmal sind eckige, spitze Stücke dabei, die wir eigentlich nicht haben wollen, aber sie gehören trotzdem dazu. Dann gibt’s wieder runde, wohl geformte, von denen wir gleich wissen, wohin sie gehören. Ganz oft sitzen wir vor vielen Puzzleteilen und wissen nicht weiter. Da ist es an der Zeit, innezuhalten, Abstand zu gewinnen und das ganze aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Doch mit  jedem Teilchen, das ich hinzufüge, wird das Puzzle schöner, und fehlt nur ein einziges, dann bin ich nicht ich.

Euer Seppy

Text von Christa Koinig, erschienen im Kurier am 08.01.2023