Seppy's Blog

Geschichten von Christa Koinig - erscheinen jeden Sonntag im Kurier
26.04.2020

Bussi Bussi

Weil Kasperl und ich jetzt im Linzer Puppentheater nicht spielen können, vertreiben wir uns die Zeit mit allem Möglichen. Oft sind wir im Garten unterwegs, weil wir jetzt junge Pflanzerl setzen können, manches unerwünschte Grünzeug müssen wir schon ausrupfen, und der Teich braucht auch schon etwas Pflege.

Das alles können wir natürlich nur bei Sonnenschein machen. Wenn’s regnet oder grad’ nicht so gemütlich draußen ist, beschäftigen wir uns im Haus mit vielen Basteleien.

Mein neuestes Hobby ist – ihr werdet es nicht glauben! – Masken nähen. Also keine Faschingsmasken, sondern solche, die man sich jetzt umbinden muss, wenn man einkaufen geht oder mit dem Bus fahren möchte. Wir haben in Omamas Nähstübchen ganz viele bunte Stoffe gefunden und sie gefragt, ob wir die für unsere Masken haben dürfen. Omama hat’s erlaubt und uns auch gesagt, dass wir ihre Nähmaschine verwenden dürfen, wir müssen halt ganz gut aufpassen, dass nix passiert und dass nix kaputt geht. Und weil die Stoffe so fröhlich bunt sind, schauen auch die Masken recht lustig aus.

Aber eine Frage beschäftigt mich jetzt schon. Also wir setzen diese Masken auf, wenn wir raus gehen. Was ist, wenn ich jemandem begegne, den ich herzlich begrüßen möchte? Früher war’s einfach, da hat’s eine Umarmung und ein Bussi gegeben. Doch jetzt, vom Abstand halten mal ganz abgesehen, müsste ich die Maske abnehmen. Oder soll man sich mit der Maske vor’m Gesicht abbusseln?

Ich weiß gar nicht, wen ich da fragen soll, aber eines weiß ich ganz genau. Wenn’s so kompliziert wird mit den Umarmungen und Bussis, dass ich vorher überlegen muss, nehm’ ich jetzt die Maske ab oder nicht, wie viele bleiben dann übrig, denen ich ein richtiges, echtes Bussi geb’, weil ich sie wirklich von ganzem Herzen mag?

Ich glaub’ das werden ganz ganz wenige sein.

Euer Seppy

Text von Christa Koinig, erschienen im Kurier am 26.04.2020