Seppy's Blog

Geschichten von Christa Koinig - erscheinen jeden Sonntag im Kurier
28.08.2022

Anmut und Liebreiz

Ich kenn’ kaum jemanden, der nicht Yoga macht, ob bei einem Kurs im Yoga-Studio, in der Natur oder online. "Online" bedeutet angeschlossen oder in der Leitung sein. Das mach’ ich gerne, ich meld’ mich bei einem Internet-Treffen, also einem Yoga-Online-Meeting an.

Wir können uns gegenseitig sehen und sogar miteinander reden, obwohl wir ganz weit voneinander entfernt sind. Das ist wirklich sehr praktisch, denn da muss ich mich gar nicht duschen. So wie beim Homeschooling. Außerdem merkt es keiner, wenn ich noch im Pyjama bin, weil ich mein Video ausschalten kann, so dass mich die anderen nicht beobachten können.

Jede unserer Yoga-Stunden hat ein besonderes Thema. Es geht um’s Atmen, um’s Gleichgewicht oder um die innere Zufriedenheit. Letztes Mal war unser Thema “Anmut”. Anmut bedeutet Liebreiz, Grazie, Harmonie der Bewegung.

Beim Online-Yoga passt es anfangs mit meinem Liebreiz noch, denn da sitz’ ich einigermaßen anmutig da. Vierfüßler, Katze-Kuh geht auch noch. Wenn ich dann aber vom herabschauenden Hund mit kleinen Schritten nach vorne in die Vorbeuge gehen soll, schaut es nimmer so lässig aus. Irgendwie krabble ich umständlich herum, muss dabei oft stöhnen oder mach’ überhaupt eine Bauchlandung. Von Anmut oder Harmonie weit und breit keine Spur.

Bei unserer Omama wirkt alles viel lockerer, obwohl sie um so vieles älter ist als ich, wie macht sie das? „Du musst Yoga mit der richtigen Einstellung üben und nur das tun, was deinem Herzen gut tut“, meint sie.

Aha! Aber wo kommt plötzlich dieser Applaus her? Oh! Ich hatte vergessen, mein Video abzuschalten, also konnten mir alle zuschauen. Upps!

Euer Seppy

Text von Christa Koinig, erschienen im Kurier am 28.08.2022